"A black heart will only find beauty in darkness"
(Dissection 1995)
Stil: Melodic Death Metal
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Label: Apostasy
Was den Veröffentlichungsrhythmus anbelangt, gehören FRAGMENTS OF UNBECOMING zu den Bands, die ihren Anhängern stets eine gehörige Portion Geduld abverlangen. Seit dem letzten Album "Perdition Portal" (siehe Review) sind diesmal satte 7 Jahre ins Land gegangen. Aber mit "Dawnbringer" gelingt das Kunststück, den bärenstarken Vorgänger noch einmal zu übertreffen.
Die ersten Songs des Albums überraschen zunächst mit einer ungewohnt ruppigen Note und leicht schwarzmetallischen Untertönen, die - abgesehen von den kernigen Growls - an NECROPHOBIC und NAGLFAR erinnern. Im weiteren Verlauf gibt es dann Verschnaufpausen wie z.B. das phonetisch augenzwinkernd betitelte Instrumental "The Amber Emperor" oder meinen Anspieltipp "To Everyone and None". Hier treiben einem vor allem die wunderschönen, melancholischen und fein arrangierten Gitarrenmelodien die Tränen in die Augen. Von ganz anderem Kaliber ist der Oldschool-Vorschlaghammer "In Times of Doom". Chuck Schuldiner lässt grüßen. Und mit "The Art of Coming Apart" sowie der Bandhymne "Fragments of Unbecoming" gibt es abschließend noch zwei exquisit ausgewählte Bonus-Tracks im aktuellen Klanggewand.
Wenn man dem Album bzw. der Band etwas vorwerfen möchte, dann allenfalls, dass es keinen wirklich repräsentativen Einzelsong gibt. Dafür ist man stilistisch, technisch und kompositorisch schlicht zu breit aufgestellt. Anders formuliert: FRAGMENTS OF UNBECOMING demonstrieren hier - wieder einmal - eindrucksvoll, wie abwechslungsreich und vielseitig Death Metal als Genre sein kann. Und das ist wohl das beste Lob, das man aussprechen kann. Pflichtkauf, und schon jetzt ein Anwärter auf den Titel "DM-Highlight des Jahres".
Wertung: 9,5 / 10
Band-Kontakt: Facebook-Präsenz
Stil: Death Metal
Land: Schweden
Jahr: 2025
Label: Metal Blade
Lang haben sie sich Zeit gelassen, die unangefochtenen Meister des HM2-Retro-Schwedendeath. Und ich muss gestehen, dass auch ich mich etwas schwergetan habe, dieses Review zu verfassen. Und das, obwohl im Grunde alles genau so ist, wie es sein soll.
Der Opener "Deceased" überrascht zunächst mit lässigen Death'n'Roll Vibes, bevor er richtig Fahrt aufnimmt. "War Praise" (Anspieltipp) legt sogar noch einen Gang zu und präsentiert die Band in allerbester Spiellaune. Zwischendurch wird das Tempo wieder gedrosselt, wie im stampfenden "They" oder dem bedrohlich-schleppenden "Morgue Rats". Erwähnenswert ist der - selbst für LIK-Verhältnisse - überragend gute Sound des gesamten Albums, der vor allem die Gitarren wunderbar in Szene setzt und Tomas Akviks garstiges Geröchel über Zombies, Krieg und Körperflüssigkeiten erstaunlich transparent aus den Boxen siffen lässt.
Ein paar Schwachpunkte muss ich leider in punkto Songwriting bemängeln. Gerade die langsameren, getragenen Tracks werden mehrfach unnötig in die Länge gezogen. Und eine uninspiriertere Akkordfolge als im Pre-Chorus von "Fields of Death" habe ich selten gehört. Am besten klingen LIK nach wie vor, wenn sie so wie DISMEMBER klingen, wenn DISMEMBER wie IRON MAIDEN klingen. Und glücklicherweise gibt es von diesem Kaliber auf dem Album immer noch genug Futter, um Fans der Band und des Genres ein seliges Grinsen ins Gesicht zu zaubern.
Fazit: Meisterwerk? Nein nicht ganz. Kaufempfehlung? Selbstverständlich ja!
Wertung: 8,5 / 10
Band-Kontakt: Facebook-Präsenz
Stil: Viking/Folk Metal
Land: Finnland
Jahr: 2024
Label: Metal Blade
Beginnen wir dieses Review zur Abwechslung mal mit einem Zitat:
“Hobbits sind doch wirklich erstaunliche Geschöpfe. In einem Monat kann man alles Wissenswerte über sie lernen und doch können sie einen nach 100 Jahren noch überraschen.”
- J.R.R. Tolkien - Der Herr der Ringe
Was das mit ENSIFERUM zu tun hat? Eine ganze Menge. ENSIFERUM haben ihren eigenen, unverkennbaren Stil und damit ein ganzes Genre mitgeprägt. Die Mischung aus mega-eingängigen Folk-Melodien, (meist) schnellen Drums und dem Wechselspiel zwischen Keifgesang und sanfteren Tönen zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Schaffen, wobei natürlich jedes Album seine eigene individuelle Note und Schwerpunkte hat.
Und "Winter Storm"? Das aktuellste Werk beginnt in typischer Manier mit einem stimmungsvollen Intro, das direkt in den Quasi-Titelsong "Winter Storm Vigilantes" überleitet (siehe Anspieltipp). Bereits hier lassen sich sämtliche oben erwähnten Trademarks abhaken, wobei der Rest des Albums ebenso vor Spielfreude, Ideenreichtum und Abwechslung nur strotzt. Besonders auffällig sind die wieder stärker in den Vordergrund gerückten folkig-finnischen Melodieführungen und artfremden Instrumente. Außerdem hat man für das melancholische "Scars in my Heart" Madeleine Liljestam (ELEINE)als Gastsängerin ins Boot geholt. Apropos Gesang: Pekka Montin, Keyboarder und zweiter Leadsänger, bekommt im Vergleich zu "Thalassic" (siehe Review) sogar noch etwas mehr Freiraum. Und wenn er im Longtrack "From Order to Chaos" (für mich das Highlight des Albums) Zeilen wie "I know the secrets of magic and steel ..." zum Besten gibt, erinnert das durchaus an den Pathos von RHAPSODY (OF FIRE), ohne in Kitsch umzuschlagen.
Abschließend sei noch erwähnt, dass das textliche und visuelle Konzept einen klassischen Gut-gegen-Böse-Konflikt erzählt, bei dem die "Winter Storm Vigilantes" natürlich siegreich vom Schlachtfeld gehen. Wie gesagt - ganz normaler ENSIFERUM-Stoff, aber überraschend großartig.
Wertung: 9,5 / 10
Band-Kontakt: Band Homepage